Vor kurzem wurde ich von Zitier-Weise zum Thema "Lernen lernen" interviewt. Nachdem das Thema sicher für viele von euch interessant ist, habe ich hier das Interview für euch protokolliert.
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Lernen lernen – Tipps von Lernexpertin Birgit Bauer
Ein Interview von Zitier-Weise
Alles will gelernt sein, auch das Lernen selbst. Doch wie geht das eigentlich? Biologisch gesehen lernt unser Hirn immer, es kann gar nicht anders, als Informationen wie ein Schwamm aufzusaugen. Das ist einer der großen Vorteile des Menschen: Inhalte und Situationen schnell aufzugreifen und sich flexibel an Änderungen anpassen zu können.
Noch wichtiger ist: Wie kann man das Lernen lernen? Denn – hinein geht schnell sehr viel in unser Hirnkasterl, aber “herausfallen” kann Info ebenso schnell. Wie merkt man sich das Gelernte besser? Dazu habe ich eine Kollegin und Kooperationspartnerin der Zitier-Weise befragt, die es wissen muss.
Birgit Bauer, die Lernexpertin von Der Pauker und bildungsraum, zwei Lern- und Weiterbildungsinstituten in Brunn am Gebirge bei Wien, und ihr TrainerInnenteam sind täglich mit Lernenden beschäftigt:
- Schüler*innen, die Unterstützung in einem Fach brauchen,
- Maturant*innen, die sich auf den Schulabschluss, auf die Vorwissenschaftliche Arbeit oder ein Studium vorbereiten,
- Studierende, die Unterstützung im Rahmen ihres Studiums wünschen,
- Erwachsene, die neue Sprachen lernen, Kulturen verstehen und Kommunikation erleben wollen (bildungsraum)
Zitier-Weise: Meiner Erfahrung nach hat die Unterrichtsart auf viele Menschen eine große Wirkung, positiv wie negativ. Bei einem Lehrer, einer Lehrerin, die ich sympathisch finde, bliebe demnach mehr hängen vom Lernstoff. Das alleine ist es allerdings noch nicht. Es kommt viel auch auf die Art der Aufbereitung an. Was macht Ihrer Meinung nach eine gute Lehrerin bzw. einen guten Lehrer aus?
Birgit Bauer: Zunächst einmal ist es wichtig, dass ein Lehrer oder eine Lehrerin den Lernstoff souverän beherrscht und den Schülern dessen Bedeutung vor Augen führt. Wenn Schüler nicht erkennen, wie wichtig das Gelernte für ihre Zukunft ist, ist die Lern-Motivation entsprechend gering. Außerdem sollte der Stoff mit Begeisterung und Enthusiasmus übermittelt werden, am besten in Interaktion und nicht in Form eines monotonen Vortrages – das reißt SchülerInnen mit, macht Spaß und das Gelernte bleibt hängen. Gute Lehrer sollten außerdem flexibel sein, sich auf die einzelnen SchülerInnen einstellen, Bedürfnisse erkennen, auf Lerndefizite eingehen und individuelle Stärken in den Vordergrund stellen. Sie sollten eine Beziehung zu ihren SchülerInnen aufbauen, da diese eine positive Einstellung zum Unterrichtsfach fördert. Meiner Erfahrung nach werden diese Anforderungen von vielen Lehrern nur mangelhaft umgesetzt, was zum Teil auch dem bestehenden Schulsystem geschuldet ist.
Zitier-Weise: Konzentration ist auch ein wesentlicher Faktor beim Lernen. Beneidenswert, wer auf unbequemen Sesseln, wie in vielen Schulräumen und Hörsälen leider immer noch üblich, bzw. in einem lauten Raum, zum Beispiel neben Geschwistern oder in einem Café, dem Unterricht tatsächlich noch folgen oder gar lernen kann. Was kann man schon im Vorfeld des Lernens verbessern?
Birgit Bauer: Kurz vorweg: Menschen sind sehr unterschiedlich und ebenso sind es ihre Bedürfnisse beim Lernen. Ich kann im Folgenden also nur ein generelles Bild umreißen, Ausnahmen gibt es immer. Ein optimales Lernumfeld bietet in der Regel Ruhe und auch ein gewisses Maß an Sitzkomfort. Ein Lernplatz in der Familienküche, in der sich auch andere Familienmitglieder aufhalten, lenkt massiv ab. Außerdem ist es in diesem Fall viel zu verlockend, schnell einmal aufzustehen, zum Kühlschrank zu gehen, sich etwas zu essen und trinken zu nehmen und so den Lernfluss zu unterbrechen. Nicht zu unterschätzen ist die Ordnung am Arbeitsplatz: ein vollgeräumter Schreibtisch, auf dem Bücherstapel, Magazine, diverse Schreibutensilien, Handy und MP3-Player herumliegen – und schon fallen einem hunderte Dinge ein, die man machen könnte, anstatt zu lernen.
MEIN EXPERTINNEN-TIPP: Schaffe dir ein ruhiges und geordnetes Arbeitsumfeld. Lege nur die Bücher und Lernmaterialien auf den Tisch, die du für die aktuelle Aufgabe benötigst. Teile deine Zeit in Lernphasen ein und belohne dich mit Pausen.
Lernen bewegt.
Georg Wilhelm Exler
Zitier-Weise: Meist wird Lernen mit möglichst häufigem Durchlesen des Lernstoffs gleichgesetzt. Ist das wirklich zweckmäßig? Laut Untersuchungen behält man die meisten Informationen, wenn man Fragen an den Lernstoff stellt und sich so in die Tiefe arbeitet. Andererseits gibt es auch die Methode des Speed Readings. Wie funktioniert das Lernen nun wirklich – schnell und viel lesen oder Fragen sammeln?
Birgit Bauer: Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Denn so unterschiedlich die einzelnen Schüler und Schülerinnen sind, so individuell sind auch ihre optimalen Lernstrategien. Leider wissen die wenigstens Schüler, welche Methode für sie die richtige ist und wie sie am effektivsten lernen können. In der Regel reicht es nicht aus, den Lernstoff wiederholt durchzulesen. Je nach Lerntyp des Schülers oder der Schülerin sollte der Stoff auf das Wesentliche reduziert werden (Wichtiges unterstreichen & zusammenfassen) oder zum Beispiel laut ausgesprochen bzw. mit Schulkameraden besprochen werden. Die geeignete Lerntechnik lässt sich übrigens sehr schnell mittels eines kurzen Tests eruieren.Nachdem Sie das Speed Reading angesprochen haben: Dabei handelt es sich um eine spannende und durchaus effektive Methode, in kurzer Zeit viel Lesestoff zu bewältigen. Diese Methodik ist perfekt für Studierende bzw. Menschen geeignet, bei denen regelmäßig eine riesige Flut von Texten anfällt, die gelesen werden muss. Daher ist das Schnelllesen auch ein beliebtes Seminar bei uns im bildungsraum.
MEIN EXPERTINNEN-TIPP: Für Schüler: Kläre zunächst ab, welcher Lerntyp du bist. Wenn du keine Austestung machen möchtest, dann probiere aus, welche Lerntechniken für dich ideal sind und wie du am besten und am schnellsten lernen kannst. Teile zum Beispiel deine Vokabel in gleich große Gruppen ein und lerne sie jeweils mit einer anderen Methode. Dann erkennst du schnell, mit welcher Technik du den größten Erfolg hast.
Zitier-Weise: Angeblich kann man es sich viel leichter machen, wenn man seinem Lerntypus entsprechend lernt. Die vier Haupt-Lerntypen sind: visuell, auditiv, haptisch-motorisch und kommunikativ-sozial, die in unterschiedlich hohen Anteilen und in unterschiedlichen Kombinationen ausgeprägt vorliegen. Alle Menschen gehören zu einer bis sogar drei dieser Kategorien. Lernt man nach den Vorlieben dieser Kategorien, kann man sich den Stoff schneller und besser merken. Frau Bauer, welche Tipps haben Sie speziell für diese vier unterschiedlichen Lerntypen?
Birgit Bauer: Es ist tatsächlich so, dass unterschiedliche Lerntypen anders lernen. Denn je nach Lerntyp verwenden wir unterschiedliche Sinne, um Sachverhalte zu verarbeiten. Aber Achtung: Bei der Lerntypbestimmung geht es um Tendenzen und idealerweise nützen wir möglichst viele Sinne, um zu lernen. In vielen Fällen ist eine klare Zuordnung zu nur einem Lerntyp ohnehin nicht möglich, wodurch es sinnvoll ist, verschiedene Lernstrategien zu kombinieren. Ebenso wichtig wie die Wahl der richtigen Lerntechniken ist übrigens die Lernorganisation. Schüler brauchen klare Strukturen und zunächst einen Überblick, um dann gezielt und effektiv lernen zu können.
MEIN EXPERTINNEN-TIPP: Um nun auf Ihre Frage zurückzukommen:
- Der visuelle Lerntyp liest gerne und schaut sich Bilder und Grafiken an, um Sachverhalte zu verstehen. Tipp: Verwende farbige Stifte, um Wichtiges herauszuarbeiten, und male (zumindest im Geiste) Bilder, die den Lernstoff verdeutlichen!
- Der auditive Lerntyp nimmt am besten gehörte Informationen auf. Tipp: Sprich deinen Lernstoff auf deinen MP3-Player und höre dir die Aufnahme an – beim Sport, vor dem Schlafengehen, zwischendurch einmal!
- Der haptisch-motorische Lerntyp lernt durch Bewegung. Tipp: Bewege dich beim Lernen und verbinde Lernelemente mit bestimmten Bewegungsabläufen und –mustern!
- Der kommunikativ-soziale Lerntyp merkt sich Sachverhalte am besten durch Gespräche und Diskussionen in der Gruppe. Tipp: Organisiere Lerngruppen, in denen du den aktuellen Stoff durchbesprichst. Lass dir Fragen zum Stoff stellen und beantworte diese!
Zitier-Weise: Zum Lernen gehört auch das Memorieren, das Merken des Gelernten. Leider lernen viele nur für die nächste Prüfung, das sogenannte „Bulimie-Lernen“, besonders wenn sie zu wenig Zeit eingeplant haben. Sehr schade eigentlich, verpufft so doch viel Energie völlig umsonst. Wie merkt man sich, was man gelernt hat, besser?
Birgit Bauer: Grundsätzlich ist das Vergessen eine natürliche Funktion des Gehirns und kein Versagen. Würden wir uns alles merken, was wir lesen, hören und erleben, wäre unser Gehirn sehr schnell am Rand seiner Kapazität. Aber es ist, wie Sie richtig sagen, schade, wenn Gelerntes und auch in Zukunft Relevantes schnell wieder verpufft. Wichtig ist daher eine Festigung des Lernstoffes – erst dann wandert das Gelernte sozusagen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis. Auf Dauer zu memorieren, gelingt durch Wiederholung des Lernstoffes oder durch die Wahl einer einprägsamen Methode. Auch die Verknüpfung mit Emotion oder Geruch trägt dazu bei, dass wir uns etwas dauerhaft merken.
MEIN EXPERTINNEN-TIPP: Wiederhole das Gelernte und wende es an! Unterhalte dich in der zu lernenden Fremdsprache und verwende dabei die neuen Vokabeln! Rechne Beispiele mit der soeben gelernten mathematischen Formel! Teile dir deinen Lernstoff gut ein, damit ein Wiederholen und Üben zeitlich möglich ist!Zitier-Weise: Vielen Dank für das Interview, Frau Bauer!Falls Sie oder Ihre Kinder Unterstützung beim Lernen benötigen, sehen Sie sich das Programm des Lerninstituts Der Pauker durch: Lerntechnik & Lerncoaching, Lernworkshops und viele weitere Kurse mehr warten auf Sie! Und das Motto des „Paukers“, „lieber leichter lernen“, ist mit professioneller Unterstützung und viel Freude dann auch wirklich rasch erreicht.
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