Wie erkenne ich Legas­thenie, Dys­kalkulie oder Lese-­Recht­schreib­schwäche und was kann ich tun?

Legasthenie, Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreibschwäche

„Ihr Kind hat eventuell Legasthenie / Dyskalkulie.“ So manche Eltern trifft diese – in vielen Fällen erstmals von Lehrern geäußerte - Diagnose völlig unerwartet und sofort tun sich eine Reihe von Fragen auf: Was bedeutet das eigentlich? Wie soll ich damit umgehen? Und vor allem: Wie kann ich mein Kind unterstützen? Wir gehen diesen Fragen auf den Grund.

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Was versteht man unter Legasthenie und Dyskalkulie?

Legasthenie wie auch Dyskalkulie sind zu einem großen Teil genetisch bedingte und durch Vererbung weitergegebene Anlagen. Menschen mit dieser Besonderheit nehmen bestimmte Reize ihrer Umwelt etwas anders wahr als der Durchschnittsmensch. Die Sinneswahrnehmung funktioniert andersartig. Treffen betroffene Kinder auf Buchstaben und Zahlen, lassen ihre Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit nach und es kommt zu einer Diskrepanz zwischen ihren allgemeinen Leistungen und denen im Schreib-/Lese- bzw. Zahlenbereich.

Legasthenie

Bei Legasthenie bezieht sich dieser Unterschied in der differenzierten Wahrnehmung bei der Erfassung von Buchstaben, somit also auf das Lesen und Schreiben. In diesem Fall bewirkt der genetische Unterschied also, dass im Gehirn eines betroffenen Kindes Buchstaben nicht im üblichen Sinne verarbeitet werden.

Es ist auf Grund der hohen Dunkelziffer an Personen, die ihr ganzes Leben lang nie als Legastheniker erkannt werden, schwer, eine Anzahl der Betroffenen zu nennen, aber man geht von etwa 15 % der Weltbevölkerung aus.

Legasthenie, Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreibschwäche

Dyskalkulie

Legasthenie, Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreibschwäche

Bei der Dyskalkulie ist die arithmetische Wahrnehmung verändert, d.h. der Umgang mit Zahlen, Zahlenräumen und Grundrechnungsarten bereitet Schwierigkeiten.
Bei ca. 5 – 7 % der Weltbevölkerung trifft dieser Fall zu. Ihnen steht nicht, wie den meisten anderen Menschen, die gesamte Information einer Zahl zur Verfügung, wenn sie diese betrachten. Die Verbindung des Symbols mit seiner Bedeutung ist dem Gehirn einer betroffenen Person durch die andersartige Verarbeitung des Inhaltes nicht zugänglich.

Die Ergebnisse der Forschung haben jedoch gezeigt, dass eine Dyskalkulie keinen Einfluss auf das Lösen von abstrakten mathematischen Problemen hat. Es stellt sich immer mehr heraus, dass arithmetische Fähigkeiten und mathematische Fähigkeiten getrennt voneinander zu betrachten sind.
Das bedeutet beispielsweise, dass Dyskalkulie keinen hindernden Einfluss auf die Befähigung zu höherer Mathematik hat.

Lese-Rechtschreibschwäche LRS

Eine Lese-Rechtschreibschwäche ist im Gegensatz zur genetisch bedingten Legasthenie eine erworbene und meistens vorübergehende Problematik, die oft multikausale Ursachen im Leben und in der Umwelt des Kindes hat. Im Grunde bedeutet es, dass das Kind durch äußere Umstände mit Lernblockaden zu kämpfen hat, bedingt durch familiäre Veränderungen / Umstände oder auch eine ungeeignete, dem Kind nicht zuträgliche Lernpädagogik, die es unter Stress setzen.

Legasthenie, Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreibschwäche

Es kann sich schlecht bis gar nicht konzentrieren. Oftmals kommen beim Kind durch Frustration auch Wut und aggressives Verhalten hinzu; schließlich wird ihm eine „Schwäche“ zugeschrieben. Die möglicherweise bereits angeschlagene oder labile psychische Verfassung erfährt einen weiteren Tiefschlag. Es verwundert nicht sehr, dass Rückzug, Lernverweigerung und die Weigerung, die Schule überhaupt zu besuchen, eine mögliche Folge dieses Teufelskreises aus mangelhafter Aufklärung, Unverständnis, Vorwürfen, Scheitern und Resignation sein können.

Wie erkennt man Legasthenie, Dyskalkulie und LRS?

Wenn ein offensichtlich intelligentes Kind unerwartet Probleme beim Erlernen des Schreibens, Lesens bzw. Rechnens aufweist, sollten Sie eine mögliche Legasthenie / Dyskalkulie in Betracht ziehen.

Während bei Legasthenie und Dyskalkulie die Konzentration und Leistung in dem Moment abbrechen, in dem das Kind mit Lesen oder Schreiben bzw. mit Zahlen zu tun hat, alle anderen Aufgaben jedoch gut gemeistert werden und die allgemeine Leistung nicht abnimmt, fällt bei Kindern mit LRS der Gesamtabfall der Leistungen auf, obwohl die Aufmerksamkeit meist gegeben ist. Es fehlt jedoch die differenzierte Wahrnehmung.

Legasthenie, Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreibschwäche

Niemals sind Legasthenie, Dyskalkulie oder LRS eine Frage minderer Intelligenz. Diese steht in keinem Zusammenhang mit den genannten Phänomenen und es ist von großer Bedeutung, in dem Kind keinesfalls das Gefühl aufkommen zu lassen, es wäre schlichtweg dümmer als andere Kinder.

Werden Legasthenie oder Dyskalkulie nicht rechtzeitig erkannt, können sich Krankheitsbilder dazugesellen, die sich auf psychischer und physischer Ebene manifestieren.

Durch anhaltende Überforderung und Frustration kann es etwa zu Sehschwäche, Schwerhörigkeit oder Sprachauffälligkeiten kommen. Ebenso laufen betroffene Kinder Gefahr, psychosomatische und sogar psychopathologische Auffälligkeiten zu entwickeln.

Während Legasthenie und Dyskalkulie für sich keine Erkrankungen sind, die Interventionen von Medizinern oder Psychologen benötigen, sind die psychischen und psychosomatischen Begleiterscheinungen unbedingt medizinisch und psychologisch zu behandeln.

Was machen, wenn Verdacht auf Legasthenie/ Dyskalkulie / LRS besteht?

Es wird in erster Linie den Eltern sowie der Lehrkraft des Kindes auffallen, dass entweder bei Teilbereichen im Verhältnis zu den anderen Leistungen massive Unterschiede in der Aufmerksamkeit und damit in der Leistung bestehen oder dass trotz Aufmerksamkeit ein grober allgemeiner Leistungsverfall eintritt.
Das Kind ist auf die Empathie und Aufmerksamkeit seiner Umgebung angewiesen und bedarf freilich besonderer Geduld und Verständnis durch seine Umwelt.

Der Pädagoge in der Schule kann im Rahmen des Unterrichts nur eingeschränkt auf den besonderen Zugang betroffener Kinder eingehen. Es wird daher in jedem Fall nötig sein, sich mittels eines externen Legasthenie- oder Dyskalkulietrainers auf pädagogisch-didaktischer Ebene entsprechende Unterstützung einzuholen. Je früher diese Hilfestellung erfolgt, umso rascher zeichnen sich Erfolge ab.

Ein pädagogisches Testverfahren klärt zunächst, welche Kategorie von Legasthenie / Dyskalkulie / LRS vorliegt. Die Unterscheidung ist immens wichtig, weil die darauffolgenden Maßnahmen ganz unterschiedlich gesetzt werden müssen. Außerdem müssen durch Seh- und Hörtests medizinische Ursachen ausgeschlossen werden.

Entsprechend dem Ergebnis wird ein gesamtheitliches und individuell angepasstes Förderprogramm für das Kind entwickelt.

Legasthenie, Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreibschwäche

Bei der Förderung eines Kindes, das Legasthenie aufweist, reicht es beispielsweise nicht, nur im Lese- und Schreibbereich zu arbeiten, sondern die Verbesserung der Aufmerksamkeit und die Schärfung der Sinneswahrnehmungen stehen im Fokus des Trainings. Bei einem Kind, das unter LRS leidet, ist es entscheidend, dass die psychischen oder physischen Ereignisse, die zu dieser Schwäche geführt haben, gelöst werden und das Kind im entsprechenden Symptombereich trainiert wird. Bei einem Kind mit Dyskalkulie spielt sich die Förderung klarerweise im Zahlenbereich ab.

Ist dein Kind betroffen?

Dein Kind ist eventuell betroffen und könnte möglicherweise unter Legasthenie / Dyskalkulie / LRS leiden? Gerne bieten wir die entsprechende Hilfestellung an, um deinem Kind (wieder) ein druck- und frustfreies Schulleben zu ermöglichen. Hier erfährst du, wie wir vorgehen. 

Giselheid Weller

Über die Autorin

Giselheid Weller ist Bloggerin, Yogalehrerin und Mutter einer Tochter. Sie befasst sich gerne mit frischen und teilweise ungewöhnlichen Lernimpulsen. Ihr frischer, quirliger Schreibstil in Kombination mit guter Recherche bereiten dem Leser stets ein kurzweiliges, angenehmes sowie informatives Lese-Vergnügen. 

Workshops zur Rechtschreibung, Legasthenie, Dyskalkulie & LRS:

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(2) Kommentare

Beate Wuggenig 8. Juni 2017

Super Artikel sehr informativ und hilfreich, danke dafür :)
Mfg Beate

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    Birgit Bauer 10. Juni 2017

    Liebe Beate, wir freuen uns, wenn der Artikel weiterhilft!
    Liebe Grüße Birgit

    antworten
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